Vielleicht haben Sie es selbst schon einmal erlebt – Sie möchten in der Apotheke Ihr Rezept einlösen und hören den Satz: „leider ist Ihr Medikament momentan nicht lieferbar!“
Vielleicht haben Sie es selbst schon einmal erlebt – Sie möchten in der Apotheke Ihr Rezept einlösen und hören den Satz: „leider ist Ihr Medikament momentan nicht lieferbar!“
Meist versuchen wir, auf ein Präparat eines anderen Herstellers oder sogar einer anderen Wirkstoffstärke auszuweichen, aber manchmal ist selbst das nicht möglich und die Apotheke muss mit Ihrer Arztpraxis nach einer anderen Lösung suchen.
Tatsächlich stehen Sie mit dieser Situation nicht allein da. Aktuell hofft das Apothekenpersonal bei jedem Rezept aufs Neue, dass alle verordneten Medikamente auch lieferbar sind. PTA und Apotheker müssen immer öfter erklären, warum der Kunde sein Medikament nicht bekommen kann. Aber was genau ist denn ein Lieferengpass und wie kommt diese Situation zu Stande?
Ein Lieferengpass bei Medikamenten ist definiert als eine über 2 Wochen hinausgehende Unterbrechung einer üblichen Auslieferung oder eine deutlich erhöhte Nachfrage, die das Angebot übersteigt.
Liegt ein Lieferengpass vor, kann das Apothekenpersonal in der Regel auf ein wirkstoffgleiches Präparat ausweichen, so dass es für den Kunden keine Schwierigkeiten gibt. Teilweise gibt es zwar noch wirkstoffgleiche Medikamente, die aber mit hohen Zusatzkosten für den Patienten verbunden sind. Dann handelt es sich oft um die Präparate der sogenannten Originalhersteller, die das jeweilige Präparat als Erste auf den Markt gebracht haben. Diese Hersteller haben viel Geld in die Forschung und Entwicklung investiert und verlangen daher für Ihre Produkte deutlich mehr Geld als die sogenannten Generikahersteller, die nach Ablauf des Patents wirkstoffgleiche Präparate für deutlich günstigere Preise anbieten können. Die Differenz zwischen dem Preis des günstigen Generikums und des teuren Originalpräparates wird als Mehrkosten bezeichnet und ist von der normalen Zuzahlung unabhängig. Diese Mehrkosten werden aber nicht von den Krankenkassen übernommen und sind für Patienten oft nicht tragbar. Sind auch wirkstoffgleiche Medikamente nicht mehr verfügbar, so spricht man von einem Versorgungsengpass.
Liegt ein Versorgungsengpass vor, so gibt es meist nur die Möglichkeit auf andere Stärken auszuweichen und die Dosierung oder die Arzneiform anzupassen oder die Therapie gänzlich umzustellen. Beide Optionen kommen aber immer nur nach Rücksprache mit dem Arzt in Frage und können für den Patienten mit einer Therapieunsicherheit einhergehen.
Aktuell bestehen Lieferengpässe vor allem bei Blutdrucksenkern und Schmerzmitteln, aber auch einige Psychopharmaka oder Antibiotika sind betroffen.
Die Gründe für solche Liefer- oder auch Versorgungsengpässe sind mannigfaltig.
Durch den enormen Preisdruck in unserem Gesundheitswesen wird oft kostengünstig in Ländern wie Indien oder China produziert. Dort konzentriert sich die Herstellung oft nur auf eine Produktionsstätte. Rohstoffengpässe, Verunreinigungen von Ausgangssubstanzen oder auch technische Probleme führen dann dazu, dass zeitweise die Produktion zum Stehen kommt. Läuft die Produktion dann wieder an, werden zuerst die Märkte bedient, die den höchsten Preis zahlen.
Vermutlich sind auch die Rabattverträge Teil des Problems. Krankenkassen und Arzneimittelhersteller verhandeln die sogenannten Rabattverträge, um Kosten einzusparen. Die Apotheken sind dann verpflichtet, Medikamente nur von den Herstellern abzugeben, mit denen die jeweilige Krankenkasse des Patienten einen Rabattvertrag ausgehandelt hat. Die wenigen Hersteller, die diese Rabattarzneimittel produzieren, müssen dann oft kurzfristig große Mengen der Medikamente bereitstellen.
Da für einen Arzneimittelhersteller Lagerhaltung sehr teuer ist, wird aber oft nur auf Nachfrage produziert. Wenn die Nachfrage durch den Abschluss eines Rabattvertrages bei einem bestimmten Hersteller also plötzlich stark ansteigt, kann auch das zu einem Lieferengpass führen.
Aktuell kann durch die Covid-19-Krankheit (Coronavirus) die Lage weiter verschärft werden. Die Produktion von Wirkstoffen kann möglicherweise durch Personalmangel nur eingeschränkt oder auch gar nicht aufrechterhalten werden. Wenn diese Ausgangsstoffe fehlen, wirkt sich das natürlich auf die gesamte Lieferkette aus.
Trotz dieser Problematik sollten Sie sich aber keine Sorgen machen – Ihr Apothekenteam hat bisher immer eine Lösung gefunden und auch in Zukunft werden wir uns dafür einsetzen, dass Ihre Arzneimitteltherapie sicher und zuverlässig weitergehen kann.
Ihr Team der staggenborg Apotheke
Bernhard Ebbert,